Psilocybin: Ein Überblick über das Antidepressivum der Natur
Was ist Psilocybin, wie wird es eingenommen und wie wirkt es?
Psilocybin hat zahlreiche positive Auswirkungen auf die mentale Gesundheit und wird daher oft als “Antidepressivum der Natur” bezeichnet. Doch was genau ist Psilocybin überhaupt? Wie wird es eingenommen? Und vor allem, wie wirkt diese Substanz? All diese Fragen werden wir in diesem Beitrag beantworten. Beginnen wir mit der Frage “Was ist Psilocybin?”
Was ist Psilocybin?
Psilocybin ist ein psychoaktives Alkaloid (organische Verbindung) und kommt in bestimmten Pilzen vor, insbesondere in den Gattungen Psilocybe, Panaeolus und Copelandia. Diese Pilze, allgemein als "Magic Mushrooms" oder “Trüffel” bekannt, enthalten Psilocybin und sein Derivat Psilocin. Ein Derivat ist eine chemische Verbindung, die aus einer anderen Verbindung durch Modifikation ihrer Struktur abgeleitet wird. In diesem Fall wird Psilocybin im Körper zu Psilocin abgebaut, das für die psychedelischen Wirkungen verantwortlich ist. Doch wann und wie wurde diese Substanz entdeckt?
Ein kurzer Rückblick in die Geschichte von Psilocybin
Psilocybin wurde erstmals in den 1950er Jahren entdeckt, als der Schweizer Chemiker Albert Hofmann das psychoaktive Alkaloid aus verschiedenen Pilzarten extrahierte, insbesondere aus den Gattungen Psilocybe, Panaeolus und Copelandia. Diese Pilze waren bereits seit Jahrhunderten für ihre psychedelischen Wirkungen bekannt und wurden von verschiedenen indigenen Kulturen zu rituellen und spirituellen Zwecken verwendet.
Hofmanns Entdeckung führte zu einem verstärkten Interesse der wissenschaftlichen Gemeinschaft an Psilocybin und seinen potenziellen medizinischen Anwendungen. Seitdem hat Psilocybin eine bewegte Geschichte durchlebt, von seiner Verwendung in psychotherapeutischen Sitzungen in den 1950er und 1960er Jahren bis hin zu seiner Einstufung als illegale Substanz in vielen Ländern in den 1970er Jahren. In den letzten Jahren hat jedoch eine Wiederbelebung des Interesses an Psilocybin stattgefunden, insbesondere im Hinblick auf seine möglichen therapeutischen Anwendungen bei verschiedenen psychischen Erkrankungen. Bevor wir gleich auf die Wirkung eingehen, möchten wir uns einmal damit auseinandersetzen, wie diese Substanz überhaupt eingenommen wird …
Wie wird Psilocybin eingenommen?
Die Einnahme von Psilocybin kann über verschiedene Wege stattfinden. Eine häufige Methode ist das direkte Verzehren der Psilocybin-Pilze, entweder roh oder getrocknet. Einige Menschen konsumieren die Pilze auch in Form von Tee, indem sie die getrockneten Pilze mit heißem Wasser aufgießen und dann die Flüssigkeit trinken. Neben den Pilzen können auch Psilocybin-Trüffel verwendet werden. Diese Trüffel sind knollige, unterirdisch wachsende Pilze, die anstatt über der Erde unter der Oberfläche wachsen. Sie enthalten ebenfalls Psilocybin und können roh oder getrocknet verzehrt werden. Auch in unserer Psilocybin-Therapie arbeiten wir mit Trüffeln, um eine therapeutische Wirkung bei der Behandlung verschiedener psychischer Erkrankungen zu erzielen.
Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von Psilocybin-Extrakten oder -Kapseln, die eine genauere Dosierung ermöglichen. Einige Anwender bevorzugen auch die mikrodosierte Einnahme (Microdosing), bei der sehr kleine Mengen Psilocybin regelmäßig eingenommen werden, um subtile Effekte zu erzielen, ohne eine psychedelische Erfahrung zu induzieren. Unabhängig von der Methode ist es wichtig, die Dosierung sorgfältig zu kontrollieren und sich in einem sicheren und unterstützenden Umfeld aufzuhalten, um die bestmögliche Erfahrung zu gewährleisten.
Die Dosierung von Psilocybin kann je nach Methode der Einnahme variieren. Bei der Verwendung von Psilocybin-Pilzen oder -Trüffeln ist es wichtig, die Menge sorgfältig zu kontrollieren, da verschiedene Arten und Stämme unterschiedliche Konzentrationen des Wirkstoffs enthalten können. Typischerweise wird eine moderate Dosis von 10–15 mg für eine milde psychedelische Erfahrung1-3 und eine höhere Dosis von 25–40 mg für intensivere Effekte angestrebt.4, 5 Passend dazu kommen wir nun zu der Frage “Wie Psilocybin überhaupt wirkt?” …
Wie wirkt Psilocybin?
Die Wirkweise von Psilocybin im Gehirn ist ein faszinierendes und komplexes Phänomen, das die Grundlagen der neurologischen Forschung herausfordert. Psilocybin hat die Fähigkeit, tiefgreifende Veränderungen in der neuronalen Struktur und Funktion des Gehirns hervorzurufen. Diese Veränderungen sind eng mit zwei wichtigen Konzepten in der Neurowissenschaft verbunden: Neuroplastizität und Neurogenese.
Neuroplastizität bezieht sich auf die Fähigkeit des Gehirns, sich an neue Erfahrungen anzupassen und sich zu verändern. Psilocybin fördert diese Anpassungsfähigkeit, indem es die neuronalen Verbindungen im Gehirn neu ordnet und verstärkt. Dies ermöglicht es dem Gehirn, flexibler auf äußere Reize zu reagieren und neue Fähigkeiten zu erlernen.6, 7
Neurogenese, oder das Entstehen neuer Gehirnzellen, ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Wirkung von Psilocybin. Studien weisen darauf hin, dass Psilocybin die Bildung neuer Neuronen im Gehirn stimulieren kann, insbesondere in Regionen, die mit Lernen, Gedächtnis und emotionaler Regulation verbunden sind.* Dieser Prozess der Neurogenese könnte dazu beitragen, die neurologische Grundlage für die verbesserte kognitive Funktion und emotionale Gesundheit zu schaffen, die bei einer Psilocybin-Therapie beobachtet wird.
Ein weiterer interessanter Effekt von Psilocybin ist die Reduktion der Modularität des Gehirns. Das Gehirn ist in Modulen oder Netzwerken organisiert, die für verschiedene kognitive Funktionen verantwortlich sind. Eine übermäßige Modularität des Gehirns wurde mit mentalen Belastungen wie Depressionen in Verbindung gebracht. Psilocybin kann diese Modularität reduzieren, indem es die starren Grenzen zwischen den neuronalen Netzwerken aufbricht.8 Dies ermöglicht es dem Gehirn, flexibler zu interagieren und neue, adaptive Verbindungen zu schaffen, was wiederum zu einer verbesserten mentalen Gesundheit führen kann.
Insgesamt zeigt die Forschung, dass Psilocybin eine transformative Wirkung auf das Gehirn hat, indem es die Neuroplastizität und möglicherweise die Neurogenese fördert und die Modularität reduziert. Diese Effekte könnten eine vielversprechende Grundlage für die Entwicklung neuer Therapien zur Behandlung von psychischen Erkrankungen darstellen, die auf die neuronale Umstrukturierung und Anpassungsfähigkeit des Gehirns abzielen.
Fazit
Psilocybin ist ein faszinierender Wirkstoff mit vielfältigen positiven Auswirkungen auf die mentale Gesundheit. Von seiner Entdeckung in den 1950er Jahren bis heute hat Psilocybin eine bewegte Geschichte durchlebt und erlebt derzeit eine Renaissance in der wissenschaftlichen Forschung und therapeutischen Anwendung. Durch seine einzigartige Fähigkeit, Neuroplastizität und Neurogenese zu fördern sowie die Modularität des Gehirns zu reduzieren, bietet Psilocybin vielversprechende Möglichkeiten für die Behandlung von psychischen Belastungen.
Wenn du mehr über die therapeutische Anwendung von Psilocybin erfahren möchtest, dann könnte der folgende Beitrag sehr spannend für dich sein: “Psilocybin-Therapie: Die Innovation der Gesundheitsforschung”
1 Robin von Rotz, Eva M Schindowski, Johannes Jungwirth, Anna Schuldt, Nathalie M Rieser, Katharina Zahoranszky, Erich Seifritz, Albina Nowak, Peter Nowak, and Lutz Jäncke. (2023). Single-Dose Psilocybin-Assisted Therapy in Major Depressive Disorder: A Placebo-Controlled, Double-Blind, Randomised Clinical Trial. EClinicalMedicine, 56.
2 Guy M Goodwin, Scott T Aaronson, Oscar Alvarez, Peter C Arden, Annie Baker, James C Bennett, Catherine Bird, Renske E Blom, Christine Brennan, and Donna Brusch. (2022). Single-Dose Psilocybin for a Treatment-Resistant Episode of Major Depression. New England Journal of Medicine, 387(18), 1637-48.
3 Christopher R. Nicholas, Kelsey M. Henriquez, Michele C. Gassman, Karen M. Cooper, Daniel Muller, Scott Hetzel, Randall T. Brown, Nicholas V. Cozzi, Chantelle Thomas, and Paul R. Hutson. (2018). High Dose Psilocybin Is Associated with Positive Subjective Effects in Healthy Volunteers. Journal of Psychopharmacology, 32(7), 770-78. 10.1177/0269881118780713
4 Natacha Perez, Florent Langlest, Luc Mallet, Marco De Pieri, Othman Sentissi, Gabriel Thorens, Federico Seragnoli, Daniele Zullino, Matthias Kirschner, and Stefan Kaiser. (2023). Psilocybin-Assisted Therapy for Depression: A Systematic Review and Dose-Response Meta-Analysis of Human Studies. European Neuropsychopharmacology, 76, 61-76.
5 Nan-Xi Li, Yi-Ru Hu, Wang-Ni Chen, and Bin Zhang. (2022). Dose Effect of Psilocybin on Primary and Secondary Depression: A Preliminary Systematic Review and Meta-Analysis. Journal of Affective Disorders, 296, 26-34.
6 Friederike Holze, Laura Ley, Felix Müller, Anna M Becker, Isabelle Straumann, Patrick Vizeli, Sebastian Silva Kuehne, Marc A Roder, Urs Duthaler, and Karolina E Kolaczynska. (2022). Direct Comparison of the Acute Effects of Lysergic Acid Diethylamide and Psilocybin in a Double-Blind Placebo-Controlled Study in Healthy Subjects. Neuropsychopharmacology, 47(6), 1180-87.
7 Nadia RPW Hutten, Natasha L Mason, Patrick C Dolder, Eef L Theunissen, Friederike Holze, Matthias E Liechti, Nimmy Varghese, Anne Eckert, Amanda Feilding, and Johannes G Ramaekers. (2020). Low Doses of Lsd Acutely Increase Bdnf Blood Plasma Levels in Healthy Volunteers. ACS pharmacology & translational science, 4(2), 461-66.
8 Calvin Ly, Alexandra C Greb, Lindsay P Cameron, Jonathan M Wong, Eden V Barragan, Paige C Wilson, Kyle F Burbach, Sina Soltanzadeh Zarandi, Alexander Sood, and Michael R Paddy. (2018). Psychedelics Promote Structural and Functional Neural Plasticity. Cell reports, 23(11), 3170-82.
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